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Aktueller Planungsstand bei Stadtbahn, Tram und S-Bahn
Verbindlicher Zeitplan und neue Trassen sollen Ende Februar präsentiert werden
02/01/2007

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Trotz der bekannten Verzögerungen ist 2006 viel passiert - die Planungen sind "auf Schiene". Das neu strukturierte und erweiterte Straßenbahn- und Regionalbahnkonzept bekommt nicht nur ein Gesicht, sondern es stehen nach den baulichen Vorleistungen der vergangenen Jahre nun endlich auch konkrete Verwirklichungs-Schritte an.
Seitens der Politik soll der neue Zeitplan für die Realisierung und alle Details Ende Februar präsentiert werden.

strassenbahn.tk gibt an dieser Stelle bereits jetzt einen kleinen Einblick, basierend auf Informationen von Dr. Leo Satzinger, Vorstand der Landesverkehrsplanung, Dipl.-Ing. Oskar Schreiber als Projektverantwortlichem von den IVB sowie Verkehrsstadtrat Dipl.-Ing. Walter Peer und direkt an der Planung beteiligten Personen.

Planungsstand der Stadtbahn Hall-Völs und der Straßenbahnlinie O
Mit der Trassenfindung für die Stadtbahn Hall - Völs wurde im Juni 2005 begonnen.
Dabei besonders zu berücksichtigen war die Tatsache, dass die Stadtbahn als Nebenbahn im Sinn des Eisenbahngesetzes vorgesehen ist, die Trasse also anspruchsvoller ist als jene einer reinen Straßenbahn. In Gesprächen mit dem Verkehrsministerium wurden die genauen Voraussetzungen abgeklärt, die für die Konzessionserteilung erfüllt werden müssen.
Im Anschluss daran wurde das Planungsbüro ILF mit der Planung der Gesamtstrecke, von Osten nach Westen, in drei Schritten beauftragt.
Der erste Schritt, die Prüfung der eisenbahntechnischen Machbarkeit der Ost-West-Strecke und Erstellung einer Grobplanung, wurde Ende 2006 abgeschlossen.
Derzeit ist der zweite Schritt in Arbeit, dabei werden für besonders problematische Streckenabschnitte Varianten erarbeitet. Dieser Schritt soll noch im Februar abgeschlossen werden.
Im darauf folgenden dritten Schritt werden die angebotenen Trassenvarianten einzeln untersucht und die jeweils geeignetste zusammen mit der Reststrecke in die Detailplanung übernommen, an deren Ende auch eine neue Kostenschätzung stehen wird.

Hall:
Mit der Planung wurde zunächst in Hall angefangen. Die im Regionalbahnkonzept politisch beschlossene Streckenführung vom Unteren Stadtplatz aus wurde untersucht, Trassenbegehungen durchgeführt, eine Grobplanung erstellt und die Machbarkeit der Trasse mit den politischen Instanzen der Stadt Hall abgeklärt. Dabei stellte sich heraus, dass die Stadt Hall eine andere Trassenführung nördlich im den Stadtkern herum mit Endpunkt am Kurhaus bevorzugt. Diese ist um 1,9 km länger, die Planungs- und Errichtungskosten im Haller Stadtgebiet betragen im Vergleich zur ursprünglichen Trasse etwa das Doppelte.
Leo Satzinger zur Streckenführung in Hall:
In Hall (wünscht, Anm.) die Gemeinde eine sehr interessante andere Trassenführung, und zwar eine weiter nördlich liegende Trassenvariante, die den Bereich Kaserne, Schwimmbad, Kurhaus und Schule erschließt. Letztendlich wird diese Variante einen wesentlich besseren Einzugsbereich aufweisen. Diese andere Variante ist ein Wunsch der Stadt Hall.

Thaur, Rum:
Im Februar und März 2006 wurde dann die Streckenführung in Thaur, Rum und im Stadtgebiet von Innsbruck untersucht. Nachdem Rum sich anfangs gegen die geplante Strecke von der Schützenstraße durch die Serlesstraße quergestellt hatte, ist diese inzwischen dort auch politisch erwünscht, man möchte dort die Anbindung bis Rumer Hof möglichst bereits ab der zweiten Baustufe des Teilprojekts Ost.
Satzinger über Rum:
Hier wurde überraschend festgestellt, dass die Gemeinde Rum diese Trassenführung Schützenstraße - Serlesstraße für durchaus interessant erachtet und großes Interesse besteht, eine Infrastruktur wie sie die Stadt Innsbruck hat, zu bekommen. Die Straßenbahnlinie "O" ist ein ganz besonderes Verkehrsmittel, das sich die Gemeinde Rum sehr gerne wünschen würde. Diesbezüglich war die Gemeinde Rum sehr aufgeschlossen. (...) Andere Trassenvarianten (...) wurden von der Gemeinde überhaupt nicht mehr erwähnt.

Innsbruck:
Im Innsbrucker Stadtgebiet, das ab Juli 2006 untersucht wurde, stellten sich der Durchstich Defreggerstraße - Langstraße und der zentrale Bereich Sillpark - Museumstraße - Brunecker Straße als problematisch heraus, die auf dem Straßenbahnkonzept aufsetzende Trassenuntersuchung und Grobplanung ist aber kurz vor dem Abschluss.

Völs:
Schlußendlich wurde im Oktober 2006 die Trasse von Technik-West nach Völs untersucht. Dort wurden vom Regionalbahnplan abweichende Trassenvarianten erarbeitet, da die ursprüngliche Trasse inzwischen verbaut ist.

Im September 2006 wurde in die laufenden Planungen noch die S-Bahn auf ÖBB-Trasse mit einbezogen - strassenbahn.tk berichtete.

Bahntechnische Ausführung der Tram- und Stadtbahn-Trassen
Leo Satzinger dazu:
Die Nebenbahn unterscheidet sich von der Straßenbahn im Wesentlichen durch einen wesentlich höheren technischen Standard.
Der Charakter der Nebenbahn ist derjenige, dass sie nach Fahrplan fährt. Das heißt, der Kunde, der die Regionalbahn benutzt, kann sich darauf verlassen, dass sie zeitgerecht die Haltestellen anfährt.
Das ist nur dann möglich, wenn diese Bahn den absoluten Vorrang hat. (...)
Wenn diese Infrastruktur errichtet wird, wird die Regionalbahn natürlich vor dem anderen Verkehr den Vorrang haben. Das heißt, wenn sie zur Kreuzung kommt, so wird der andere PKW-Verkehr gestoppt, um die Regionalbahn durchzulassen.
Ein wesentlicher Punkt ist auch, dass die Regionalbahn als Nebenbahn möglichst auf einem eigenen Gleiskörper zu führen ist, damit sie nicht vom anderen Verkehr beeinflusst wird. So lauten auch die klaren Abklärungen mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, um hier überhaupt eine Nebenbahneigenschaft herbeizuführen. Der große Gewinner bei diesem Projekt ist die Straßenbahn. Die Straßenbahn wird auch diese Qualitäten aufweisen. Die Straßenbahn wird bei den Kreuzungen den Vorrang haben und wird im Stadtgebiet auf dieser Struktur neben den stehenden Autos im Stau vorbeifahren. (...)
Richtig ist, dass für das gesamte Projekt die Konzession beantragt wird und auch hier für den gesamten Bereich dieser Standard gilt.


Woran im Augenblick gearbeitet wird
Anfang Februar 2007 werden die letzten Planungsdetails im Stadtgebiet geklärt, der Konzessionsantrag für die Gesamtstrecke wurde bereits bei der Behörde eingereicht. Sobald diese erteilt ist, kann aufgrund der inzwischen vorhandenen Planungsgrundlagen das Umweltverträglichkeitsprüfverfahren beginnen, das bis zu einem halben Jahr in Anspruch nehmen kann. Detailplanung und Bauausschreibung lassen einen Baubeginn von der Innenstadt in Richtung Westen derzeit etwa Mitte nächsten Jahres als realistisch erscheinen.

Dieses Jahr wird - strassenbahn.tk berichtete - die Linie 1 für die neuen Straßenbahnen adaptiert. Die notwendigen Baumaßnahmen wurden am 31. Jänner vom Stadtsenat genehmigt. Die Gesamtkosten betragen 816.000 EUR, darin sind ca. 50.000 EUR für Signalanlagen zur Erhöhung der Sicherheit für die ein- und aussteigenden Fahrgäste an den entlang der Linie 1 geplanten befahrbaren Haltestellenkaps enthalten.

Planungsstand der S-Bahn
Der Verkehrsverbund Tirol und die ÖBB entwickeln derzeit das S-Bahn-Netz für den Großraum Innsbruck.
Wie bereits berichtet, wird es in einer ersten Ausbaustufe zwischen Hall und Innsbruck im Juni diesen Jahres in Betrieb gehen, die Anzahl der Talent-Triebwagen und die Kapazität der ÖBB-Trasse in diesem Abschnitt reichen dafür aus. 2009 sollen auf dieser Strecke im Innsbruck und Umgebung die ersten neuen S-Bahn-Haltestellen eröffnet werden, wo diese entstehen sollen, wird derzeit verkehrs- und bahntechnisch geprüft.
Geplant ist die Inbetriebnahme im Vollausbau ab 2012. Dann soll eine S-Bahn-Linie (S1) im 15-Minuten-Intervall zwischen Rosenheim und Landeck, sowie eine weitere Linie (S2) zwischen dem Seefelder Plateau und Innsbruck, die, wie die S1, auch eine innerstädtische Nahverkehrsfunktion zwischen Kranebitten und dem Stadtzentrum haben wird, verkehren.
Beide Linien werden mit Stadtbahn, Tram und Bus an Umsteigeknoten verknüpft.
Für die S-Bahn im Vollausbau müssen dann auch zusätzliche S-Bahn-Triebwagen angekauft werden.
Ein Vertrag zwischen VVT, ÖBB und Stadt Innsbruck wird derzeit ausverhandelt.

Die überarbeiteten, neuen Trassenführungen, den neuen Zeitplan und Kostenaufstellungen werden voraussichtlich ab Ende Februar auf strassenbahn.tk nachzulesen sein.


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(mps)

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